Tom Callaghan: Blutiger Winter


Inhalt

In Bischkek, der Hauptstadt von Kirgisistan, wird eine junge Frau brutal ermordet im Schnee gefunden. Ihr Bauch ist aufgeschlitzt, die Gebärmutter entfernt und ein männlicher Fötus wurde in ihr abgelegt wie entsorgter Müll. Inspektor Akyl Borubaew ist entsetzt über so viel Grausamkeit. Seine Ermittlungen führen ihn in mächtige Kreise, deren einzige Ziele noch mehr Macht und Geld sind - und die grundsätzlich lieber Gewalt für sich sprechen lassen, als Worte.

 

Meine Meinung

Dieser Thriller lag jetzt fast ein Jahr auf meinem SuB und nachdem meine Mutter ihn im Sommerurlaub gelesen hatte und weniger begeistert war, habe ich ihn weiter aufgeschoben. Blutiger Winter ist der erste Roman einer Serie mit Inspektor Akyl Borubaew, im März 2016 erscheint sein zweites Werk Tödlicher Frühling. Trotz der Meinung meiner Mutter (und eigentlich haben wir immer den gleichen Buchgeschmack!), hatte ich mich dann doch irgendwie auf das Buch gefreut, da es in Kirgisistan spielt, einem Land, das ich seit Ewigkeiten mal bereisen möchte.

 

Plus Callaghan hat Inspektor Borubaew sehr authentisch dargestellt, als Leser kann man sich in ihn hineinversetzen, alles aus seiner Sicht miterleben und sogar die Trauer um seine tote Frau nachempfinden. Sein Schreibstil lässt den Thriller bis zum Schluss nicht an Spannung verlieren, sodass man das Buch eigentlich nicht zur Seite legen mag. Auch ist die Story an sich sehr interessant, da von den ärmsten Menschen bis hin zu den reichsten (fast) sämtliche Schichten irgendwie in den Fall verwickelt sind. Das gibt dem Leser das Gefühl, mittendrin statt nur dabei zu sein (anders als bei Romanen, in denen es beispielsweise ausschließlich um die politisch Mächtigen geht). Fesselnd waren vor allem die Beschreibungen der Landschaften Kirgisistans, durch die die Ermittlungen den Inspektor führten. Und auch das Cover spricht in seiner schlichten Gestaltung für sich: Ein Wald, Schnee und im Vordergrund der in blutrot gehaltene Titel.

 

Minus So authentisch Borubaew auch sein mag, sein immer wieder auflebendes Selbstmitleid ist auf Dauer ziemlich anstrengend. Er verliert sich zum Teil so sehr in der Trauer um seine tote Frau, dass man am liebsten die Seiten überblättern würde. Dazu kommt, dass Callaghan immer und immer wieder erwähnt, wie arm das kirgisische Volk doch ist und wie sehr es unter diversen politischen Führungen zu leiden hatte. Da dies nichts mit der Story an sich zu tun hat, hätte man es vielleicht drei, vier Mal weniger erwähnen können.

 

Fazit Alles in allem war das ein wirklich guter Thriller, der übrigens eine Empfehlung von meinem allerliebsten Lieblings-Thriller-Autor Sebastian Fitzek bekommen hat, die da lautet: "Seit Kind 44 habe ich nichts mehr so Eindringliches gelesen. Dieser Thriller ist gnadenlos, atmosphärisch stark und unglaublich spannend. Tom Callaghan weiß genau, wovon er schreibt!" Allerdings hat er auch seine kleinen negativen Eindrücke beim Lesen hinterlassen. Ein bisschen weniger Selbstmitleid Borubaews und weniger Erwähnung der Armut des Volkes und Callaghans Thriller hätte mit Sicherheit einen Stern mehr von mir bekommen. Dennoch kann ich dieses Buch empfehlen und mit Sicherheit werde ich mir auch den nächsten Fall mit Akyl Borubaew kaufen!

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