[Rezension] Hans Koppel: Gequält

Das Buch

Über die Toten nur Böses

 

Im Zusammenhang mit einer Recherche über Menschen, die zu früh aus dem Leben gerissen wurden, stößt der Journalist Calle Collin auf einen jugendlichen Unfalltoten, der sein Interesse weckt. Collin kontaktiert die Familie des Jungen, die ihm eine tränenreiche Geschichte präsentiert. Doch irgendetwas stimmt nicht. Collin forscht weiter nach und bringt sich in tödliche Gefahr.

Das hat mir gefallen:

Vor ein paar Jahren hatte ich "Entführt" von Hans Koppel gekauft und an einem Tag verschlungen. Endlich habe ich mal wieder eines seiner Bücher in die Hand bekommen und es war wieder so, dass ich es innerhalb von ein paar Stunden durchgelesen hatte.

 

Koppel fesselt mit seinem Schreibstil und weiß den Leser in die skandinavische Welt zu entführen. Die Story baut er von Anfang an spannend auf; sie fängt stark an und lässt in ihrer Undurchschaubarkeit bis zum Schluss nicht nach. Es ist absolut aufregend, diesen Fall gemeinsam mit dem Journalisten und der Polizei aufzudecken.

 

Damit wäre ich dann bei den Charakteren, die ausnahmslos authentisch dargestellt werden. Calle Collin kann man nur mögen, dafür sorgt der Autor durch seine Art ihn zu beschreiben und handeln zu lassen, wie er eben handelt. Umso mehr fiebert man mit, als Collin sich in Gefahr befindet - eine Gefahr, die dem Leser sehr wohl bewusst ist, von der Collin jedoch zunächst nichts mitbekommt. Auch die anderen Charaktere wirken und handeln realistisch und neben dem Sympathieträger Collin gibt es natürlich auch den ein oder anderen, den man als Leser absolut nicht leiden kann. Das, was mir hier wirklich gefällt ist die Tatsache, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt. Fast jeder Charakter hat sowohl gute, als auch schlechte Seiten.

Das hat mir nicht gefallen:

Anders als in dem Buch, das ich bereits von Koppel gelesen habe, liegt der Fokus hier nicht auf einem einzigen Fall und einer Hauptperson. Zu Beginn liest es sich nur mit viel hin- und herblättern, da ein Name nach dem anderen fällt. Es dauert seine Zeit, bis man die Namen und Zusammenhänge einigermaßen gut zuordnen kann.

 

Nach etwa einem Drittel des Buches fragte meine Mutter, wie es bisher wäre. Meine Antwort war: "Keine Ahnung, ich blicke nicht wirklich durch". Das ist etwas schade, da ich anderes von Koppel kenne. Zwar erschließt sich am Ende ein Zusammenhang zwischen all den Erzählsträngen, aber für mich war es kein befriedigendes Leseerlebnis. Irgendwie blieb einfach zu viel offen.

Fazit

Hans Koppel überzeugt mich immer wieder mit seinem Schreibstil und den relativ kurzen Kapiteln, die man schneller liest, als man es merkt. Auch das Setting (Schweden und Dänemark) ist einfach mal etwas anderes. Wer schon andere Bücher von Koppel kennt, wird hier nicht wirklich glücklich. Aber an sich ist es ein guter Thriller, der für Zwischendurch auf jeden Fall nicht verkehrt ist.

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